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Mentale Gesundheit durch Coaching – bereits in der Pflegeausbildung?

Lesezeit: 6 Minuten

Die Pflege ist ein mental herausforderndes Berufsfeld. Sinnvoll ist es, effektive Bewältigungsstrategien bereits in der Ausbildung zur Pflege zu thematisieren. So könnte die mentale Gesundheit von Pflegekräften während ihres Berufsalltags erhalten werden. Die Etablierung eines weiterführenden Coaching- und Gesundheitsangebots für die Mitarbeitenden, ergänzen dies im Berufsalltag sinnvoll.

Der Pflegeberuf als Herausforderung für die mentale Gesundheit

Der Pflegeberuf ist geprägt von einem herausfordernden Arbeitsalltag. Komplexe körperliche und soziale Probleme der zu pflegenden Personen machen den Beruf zu einer sinnhaften, aber auch körperlich, sowie mental anspruchsvollen Aufgabe. Kritische Rahmenbedingungen verschärfen dies. Pflegefachkräfte sind häufig beeinträchtigt durch körperliche Überlastungssymptome wie Rückenschmerzen, Nackenschmerzen oder Ähnliches.

Die hohe körperliche Belastung des Berufsbildes scheint klar zu sein. Psychosomatische Krankheitsbilder durch eine hohe mentale Belastung der Pfleger:innen werden weiterhin wenig hinterfragt. Mit Belastungsfaktoren wie Schichtarbeit, Überstunden und traumatisierenden Erlebnissen wird nahezu jede Pflegekraft täglich konfrontiert. Das Gefühl der Abhängigkeit kommt an dieser Stelle erschwerend hinzu. 

Im Vergleich zu anderen Berufszweigen steht die Pflegebranche bundesweit an der Spitze langer krankheitsbedingter Fehlzeiten. Eine hohe personelle Fluktuation bestätigt diesen Trend. 

Ressourcen stärken - Mentale Gesundheit ausbauen

Die Pflegebranche befindet sich genau deshalb in einer Art Teufelskreis. In der Pflege herrscht ein akuter Fachkräftemangel. Dieser führt tagtäglich zu Überstunden der verbliebenen Pfleger:innen. Hohe Krankenstände, erhöhte Fluktuation und Personalabbau führen zu einer Erhöhung des Fachkräftemangels. Dies führt zu einer Verschärfung für die Pflegekräfte, die sich gerade im Dienst befinden. Das Rad dreht sich somit immer weiter in eine gefährliche Richtung. Diese Entwicklung wird dann weiter vorangetrieben, wenn Kompensationsmöglichkeiten fehlen.

Klar ist, dass sich auf struktureller Ebene etwas für den Pflegeberuf und am Umgang mit den Mitarbeitenden ändern muss. Bis dies geschieht, ist es wichtig, Pflegefachkräfte hinsichtlich ihrer Selbstwirksamkeit zu schulen. Präventive Arbeit ist notwendig, damit psychische Beschwerden langfristig verhindert werden können.

Die Veränderung der Rahmenbedingungen wird wohl noch ein langer Prozess werden. Bis dahin sollten Pfleger:innen die Möglichkeit bekommen, eigene Ressourcen weiterzuentwickeln und die persönliche Stressresistenz zu erhöhen. 

 

Perspektivwechsel durch Coaching?

An dieser Stelle bieten eine unterstützende Teamstruktur, Coaching, Supervision und ein genereller Fokus auf die Gesundheitsförderung mögliche Kompensationsmöglichkeiten für das Erleben von emotionalen sowie körperlichen Extremsituationen. Durch solche Angebote für Mitarbeitende wird die Belegschaft gestärkt und Problemlagen in der Pflege gezielt begegnet.

Coaching und Einzel- oder auch Teamsupervision können Belastungserfahrungen reduzieren und gleichzeitig bei der Entwicklung von Handlungsstrategien helfen. Die Supervision ist eine Form der Beratung, welche vor allem im Arbeitskontext angewandt wird. Durch Supervision wird die Reflexion des eigenen Handelns angeregt. Handlungen und Prozesse sollen dadurch ressourcenschonender und effektiver für alle Beteiligten gestaltet werden. Dabei stehen zwischenmenschliche Handlungen genauso im Vordergrund wie praxisorientierte Prozesse. 

Problemlagen präventiv begegnen

Supervision und Coaching dienen jeweils auf eine andere Art und Weise zur Problemlösung im beruflichen Zusammenhang oder aber im privaten Kontext. Es geht bei beiden Verfahren darum, sich selbst und die eigenen Ressourcen weiterzuentwickeln oder aber im beruflichen Zusammenhang Mitarbeiter:innen in ihren Fähigkeiten zu bestärken.

Gerade für leitende Pflegekräfte ist die regelmäßige Wahrnehmung eines Coachingangebotes sinnvoll. Psychische Belastungen von Mitarbeitenden werden dadurch von Führungskräften reflektiert. 

Selbstreflexion, die Anerkennung von Eigenverantwortung und das Entdecken von persönlichen Stärken sind Bestandteile eines Coachingprozesses. Die Entwicklung einer stimmigen Life-Balance sowie die Entstehung einer eigenständigen Problemlösekompetenz in kritischen Situationen sind die Ziele davon.

Durch Coaching die mentale Gesundheit erhalten

Coaching und Supervision können genau an der zuvor beschriebenen Problemlage ansetzen. Beide Verfahren bieten neue Möglichkeiten der Bewältigung von beruflichem oder persönlichem Stresserleben. Durch solche Präventionsmaßnahmen könnte es gelingen, die Personalfluktuation im Pflegeberuf einzudämmen. Gleichzeitig kann die Identifikation und Zufriedenheit mit dem Pflegeberuf gefördert werden.

Wichtig bei der Prävention und der Gesundheitsförderung im Pflegebereich ist die Förderung der Resilienz des Pflegepersonals. Ziel ist es, die Widerstandskraft gegen die permanent auf die Pflegekraft einwirkenden Belastungen zu fördern. 

Eine Etablierung beider Verfahren als Angebot für Pflegekräfte und deren Führung könnten diese dahingehend unterstützen, die anstehenden Anforderungen ressourcenschonender anzugehen. Dies kann die Entstehung von mentalen Blockaden verhindern und die mentale Gesundheit von Pflegekräften fördern.

Wichtig dabei ist, dass Angebote zum Coaching und zur Supervision dauerhaft für Mitarbeitende etabliert werden – Ausnahmenzustände sind in der Pflege an der Tagesordnung, d.h. es muss auch dauerhaft die Möglichkeit geben, nachhaltig an den eigenen Copingstrategien arbeiten zu können. Außerdem würde ein dauerhaftes Coachingangebot eine besondere Wertschätzung des Arbeitgebers signalisieren.

 

Wie können Coaching und Supervision als Präventionsmaßnahmen im Pflegealltag integriert werden?

Ausbildung

Die Frage ist nicht nur, wie Präventionsmaßnahmen eingesetzt werden können, sondern auch wann! Selbstüberforderung und eine geringe Abgrenzungsfähigkeit von beruflichen Ereignissen gelten als Risikofaktoren für psychische Erkrankungen. Häufig werden genau diese Eigenschaften bereits im Rahmen der Berufswahl mitgebracht oder aber gerade in der Ausbildung zur Pflegekraft früh erworben. Themen wie Selbstfürsorge, Selbstwirksamkeit, Achtsamkeit und das Entwickeln von Handlungsstrategien sollten bereits in der Ausbildung im Pflegebereich aufgegriffen und geschult werden. 

Betriebliche Gesundheitsförderung

Bei der Gesundheitsförderung geht es darum, gesundheitliche Problemlagen und Gefährdungen zu identifizieren, bevor gesundheitliche Beeinträchtigungen entstehen können. Damit dies gelingt, sollten beispielsweise regelmäßig Befragungen und Gefährdungsbeurteilungen durchgeführt werden. Sind mögliche Problemlagen identifiziert, werden Maßnahmen geplant und durchgeführt, die solche Gefährdungen mindern oder gar ausschalten. Auch an dieser Stelle können Einzel- oder Gruppencoachings angewandt werden.  Der Umgang mit mentalen sowie mit körperlichen Belastungen am Arbeitsplatz sollten Bestandteil von betrieblicher Gesundheitsförderung sein.

Individuelle Copingstrategien

Prävention durch Achtsamkeit und die Erhöhung der eigenen Widerstandsfähigkeit (Resilienz) sollten zum persönlichen Stressmanagement gehören. Das Kennenlernen der eigenen Ressourcen gilt als Schutz vor dem „Ausbrennen“. Dieser Schutz ist trainierbar und lässt sich mit etwas Übung oder externer Hilfe ausbauen. Dafür, wie genau das persönliche Stressmanagement aussehen und wie dieses weiterentwickelt werden kann, bietet der Blogbeitrag Stressmanagement kompakt etwas Inspiration. Weiterhin sollten Pflegekräfte auch an dieser Stelle ein Angebot erhalten, persönliche Strategien entwickeln zu können und individuelle Ressourcen kennenzulernen. Die eigene Rolle sollte regelmäßig reflektiert werden – dabei können Ideen entwickelt werden, wie die eigene Widerstandsfähigkeit in herausfordernden Situationen erhalten und gefördert werden kann. Ein achtsamer Umgang mit sich selbst führt dazu, dass Menschen besser in der Lage sind, eigene Grenzen wahr- und ernst nehmen zu können

Fazit

Hinsichtlich der hohen Belastung für Pflegekräfte, wäre es sinnvoll bereits in der Ausbildungsphase Strategien zu erlernen, die die mentale Gesundheit stärken und erhalten. Schon das Thematisieren der mentalen Gesundheit kann das Bewusstsein für sich selbst und die eigenen Ressourcen schärfen und somit zu einem gesundheitsförderlicheren Verhalten beitragen. Für die weitere Berufspraxis sollten generell Angebote zur Förderung der Gesundheit etabliert werden. An dieser Stelle können kontinuierliche Coachingangebote für Führungskräfte und die Mitarbeitenden zu einem gesünderen Arbeitsklima beitragen. 

 

 

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Vanessa Lippert

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