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Stressmanagement kompakt – Weniger Stress im Pflegealltag

Lesezeit: 6 Minuten

Ein stressiger Pflegealltag kann zu Erschöpfung und Burnout führen – Unzufriedenheit, Überforderung und Krankschreibungen sind die Folgen. Lesen Sie hier, wie kleine Kniffe im Arbeitsalltag sie davor schützen können und entwickeln die ihr ganz persönliches Stressmanagement. 

Was ist Stress eigentlich?

Stress ist zunächst einmal eine neutrale Reaktion unseres Körpers, auf jede an ihn gestellte Anforderung. Der Spannungszustand Stress kann sowohl negativ als auch positiv erlebt werden. Ob eine Situation für uns mit negativem oder aber positivem Stress behaftet ist, liegt an unseren Handlungsstrategien. Diese geben uns die Möglichkeit, mit einer auftretenden Herausforderung umgehen zu können. 

 

Die Krankschreibungen durch Erschöpfung, psychische Belastung oder Überforderung haben sich in den letzten Jahren gerade im Pflegebereich erhöht. Dies zeigt, dass wohl viele Menschen in diesem Bereich über zu wenige Ressourcen verfügen. Sie zeigen dadurch eine geringe Stressresistenz auf und haben einen erhöhten Stresspegel.

Wahrnehmung als Mittel gegen Stress

Stress ist eine neutrale Reaktion unseres Körpers. Es liegt also an unserer Wahrnehmung, wie wir weiter mit einer Situation umgehen. 

Vielleicht ist es ihnen schon öfter aufgefallen: Situationen, welche sie als stressig empfinden, gehen andere Personen vielleicht entspannter an. Vielleicht nehmen Sie diese sogar als Herausforderungen und Motivation wahr. 

Woran liegt das?

Der Kybernetiker Heinz von Foerster bringt dieses Phänomen auf den Punkt: 

„Die Umwelt, wie wir sie wahrnehmen, ist unsere Erfindung.“

Eine Situation an sich ist oftmals nicht der Auslöser für eine Stressreaktion, sondern die Bewertung und Deutung dieser. Um langfristig Stress entgegenwirken zu können, erfordert es also ein Umdenken oder aber effektive Handlungsstrategien. Ein Coaching kann an dieser Stelle tatsächlich dazu beitragen, genau solche Reaktionsmuster kennen- und anwenden zu lernen.

Gerade Menschen, die mit und für andere Menschen arbeiten, sollten über ein breites Handlungsspektrum verfügen. Dieses sollte sowohl Zeit- und Selbstmanagement beinhalten, als auch handfeste Entspannungstechniken.  

Äußere Umstände erschweren das persönliche Stressmanagement

Die Verantwortung für einen stressfreieren und generell gesünderen Arbeitsalltag obliegt natürlich nicht nur der Pflegekraft persönlich. Das System Pflege bedarf einer grundlegenden Neuausrichtung und Organisation. Diese sollte es Pflegekräften erlauben, Selbstfürsorge zu betreiben. Nur dann kann ein ganzheitliches und effektives Stressmanagement entstehen. 

Der Arbeitsalltag von Fachkräften im Pflegebereich ist geprägt von ungünstigen Rahmenbedingungen und komplexen seelischen sowie körperlichen Problemen der Patient:innen. Es sollten also gesundheitsförderliche und resilienzfördernde Strukturen für Pflegefachkräfte geschaffen werden. An dieser Stelle kann die Einführung eines regelmäßigen Coachingangebotes für Mitarbeiter:innen und Führungskräfte unterstützend wirken. 

Stressmanagement lernen und klein anfangen

Trotz widriger Rahmenbedingungen möchten wir ihnen dabei helfen, Handlungsstrategien kennenzulernen. Stress soll dadurch zum einen gar nicht erst aufkommen oder sie dabei unterstützen, mit diesem besser umzugehen. Diese Strategien sind in der Regel selbst erlernbar und einfach anzuwenden – ein bisschen Übung hilft dabei natürlich.

Wie oben schon beschrieben, liegt das persönliche Stresslevel vor allem an unserer Wahrnehmung und daran, wie wir mit einer Situation gezielt umgehen. Wichtig ist aber auch, unsere generelle Sicht auf die Dinge: 

Sind wir eher optimistisch veranlagt oder sehen wir in neuen Aufgaben erstmal die Risiken und negative Emotionen?

Es folgen nun einige grundlegende Kniffe und Tricks, die dabei helfen, eine positivere Einstellung zu erlangen. Mit dieser positiveren Einstellung gelingt es, ressourcenschonender mit (plötzlich) auftretenden Herausforderungen umzugehen. 

Positive Formulierung

Verzichten sie weites gehend auf Wörter wie "müssen" oder "sollen". Auf diese Wörter zu verzichten, hilft dabei, die eigenen Bedürfnisse berücksichtigen zu können. Dies bedarf mit Sicherheit etwas Übung im privaten Alltag, kann dann aber im Pflegealltag kontinuierlich eingesetzt werden. Schon alleine die positive Formulierung von anstehenden Aufgaben, kann unsere gesamte Art zu Denken beeinflussen. 

Unser Gehirn lässt Areale der Angst oder Strafe dann gänzlich unberührt, was auch unsere körperliche Ebene positiv beeinflussen kann. Ist es ihnen also ein Bedürfnis, dass es ihren Patienten gut geht und diese sich wohlfühlen, so sprechen sie dies auch genauso aus. Statt: „Ich muss noch schnell das Zimmer für Patient:in x vorbereiten.“, versuchen sie: „Jetzt möchte ich das Zimmer für Patient:in x vorbereiten, weil es mich glücklich macht, wenn meine Patient:innen sich wohlfühlen.“

Gesunder Egoismus

Werden sie sich klar darüber, was ihre eigenen Bedürfnisse sind. Stellen sie sich an die erste Stelle. Nur wenn es ihnen gut geht, können sie sich um Andere kümmern. Es ist ein Grundbedürfnis von Menschen, anderen Personen zu helfen. Erfüllen wir unsere Bedürfnisse, so verspüren wir Zufriedenheit und Freude. Wir brauchen also einen gesunden Egoismus, um unsere persönlichen Bedürfnisse nicht aus den Augen zu verlieren

Zwickmühlenmanagement

Stressmanagement bedeutet irgendwie auch immer Zwickmühlenmanagement. Ich muss mich also zwischen mehreren gleich wichtigen Bedürfnissen entscheiden. Die Frage ist: Wie soll ich all meine Aufgaben und Bedürfnisse zeitglich erfüllen?
Wichtig ist, sich auf das Wort „Jetzt“ zu konzentrieren. „Jetzt kümmere ich mich um Patient:in x.“ Erst, wenn ich mit dieser Aufgabe fertig bin, kümmere ich mich um das nächste „Jetzt“. So können sie verhindern, dass sie im Kopf schon einige Aufgaben und Stufen weiter sind. Genau dieser Gedanke kann nämlich Stress auslösen.

 

Innere Stimme

Gedanken, wie „So ein Stress!“ und „Ich muss noch schnell“, wirken wie eine Art Selbsthypnose. Reden wir unserem Körper ein, dass wir gerade im Stress sind und eigentlich keine Zeit haben, so reagiert dieser genau mit der Stressreaktion, die wir erwarten. Um diese Stressreaktion zu verhindern, sollten Selbstgespräche positiv geführt werden. Dies bedarf sicherlich etwas Übung, kann aber eine immense positive Wirkung nach sich ziehen. Sätze, wie „Ich nehme mir Zeit, und „Ich mache es, so gut ich kann“, wirken beruhigend und können Stressreaktionen mindern oder sogar verhindern

Entspannung und Achtsamkeit

     Finden sie ihre persönlichen Entschleunigungs-Momente. Finden sie für sich heraus, ob es Entspannungsübungen gibt, die ihnen guttun. Klassische Entspannungsmöglichkeiten wie Meditation, Yoga, Atemübungen oder Autogenes Training sind die wohl bekanntesten Stressminderer. Auch hier bedarf es anfangs etwas Experimentierfreude, sowie eine gewisse Offenheit der Thematik gegenüber. Tatsächlich findet dann so gut wie jede:r die eine ganz persönliche Entspannungshilfe. 

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Fazit

Trotz widriger Rahmenbedingungen im Pflegealltag gibt es Möglichkeiten, die persönliche Stressresistenz zu erhöhen, beziehungsweise stressreiche Momente gar nicht erst entstehen zu lassen. Nur wenn sie selbst gesund sind und Möglichkeiten haben, mit herausfordernden Momenten umgehen zu können, können sie sich um andere Personen kümmern. Ob im privaten Alltag oder aber in der Pflege – finden sie ihr ganz persönliches Stressmanagement-Programm, damit sie langfristig gesund bleiben.

 

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Hanna Gerber

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